Engagiert und bis ins hohe Alter interessiert
Ein persönlicher Nachruf auf den früheren SJV-Vorsitzenden Heinz Kölling
Foto: Andreas Engel
Am 30. Januar verstarb der frühere SJV-Vorsitzende Heinz Kölling im Alter von 94 Jahren. Kölling, 1926 in Saarbrücken geboren, kam 1947 zur Saarbrücker Zeitung, war nach dem Volontariat Sportredakteur, später Ressortleiter "Vermischtes, Zeitgeschehen und Leserbriefe" und übernahm Anfang der 70er die Seiten "Blick in die Welt". Heinz Kölling hat über viele Jahre die Entwicklung des Journalismus im Saarland mitgeprägt.
Heute vor einer Woche ist unser Ehrenmitglied Heinz Kölling gestorben. Zuhause, wie er sich das gewünscht hatte, sagt seine Frau Gisela. Weil die Familie es so wollte und die Anzeigen erst heute in der Zeitung sind, gibt es auch erst heute diesen Nachruf auf einen Journalisten, der sich bis ins hohe Alter für die Entwicklung in der Medienlandschaft, für redaktionelle Freiheit und für die Anliegen der Kolleginnen und Kollegen interessiert hat.
Zum 60. des SJV im Frühjahr 2007 hat Heinz noch den Weg in den „alten Presseclub“ gepackt, ebenso wie im Herbst 2007, als der Bundesverbandstag des DJV hier bei uns ins Saarbrücken stattfand, ins Saarbrücker Schloss, wohin der SJV als Gastgeber zum Bunten Abend geladen hatte und dazu selbst einige wenige Gäste mitbringen konnte.
Da hat er mit seinen damals 81 Jahren manch junge Kollegen mit seiner Entschlossenheit und seiner Begeisterung für den Journalismus so viele Jahre nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Redakteursleben beeindruckt. Er war unser Ehrengast an dem Abend, und er fühlte sich geehrt und hat sich so wohlgefühlt, dass ich mich heute noch gut daran erinnern kann und mit Freude daran zurückdenke.
Heinz war überzeugter Journalist, ein guter Zuhörer und einer, der ohne viel Aufhebens zu machen, versuchte, Probleme zu lösen. Aber er konnte auch anders, und wenn es sein musste, ist er auch vor offener Konfrontation nicht zurückgeschreckt. Heinz ging Konflikten nicht aus dem Weg, aber er suchte sie nicht und brauchte sie auch nicht, um sich zu profilieren. Wenn er sich im Sinne der Kolleginnen und Kollegen eingesetzt hat, im Redaktionsbeirat der Saarbrücker Zeitung etwa oder von 1975 bis 1986 auch als Vorsitzender des Saarländischen Journalistenverbandes, dann hat er das für faire Arbeitsbedingungen und Bezahlung und für die Presse- und Meinungsfreiheit getan – und ein bisschen auch für sich selbst, als Redakteur. Denn er hat seinen Beruf geliebt und sagte bei seinem Ausscheiden im Interview mit Walter Kronenberger, er hätte wirklich einen Traumjob gehabt.
Als ich nach dem Studium ins Saarland zurückkam, da endet gerade Heinz‘ Zeit als SJV-Vorsitzender. Wir haben also nie direkt zusammengearbeitet in diesem Berufsverband, der immer stärker zu Gewerkschaft wurde und uns beiden so wichtig war und ist. Und eigentlich kannte ich viele Jahre lang seine Frau Gisela viel besser als ihn. Denn Gisela war oft dabei, wenn der SJV auf Reisen ging, was wir früher ja häufig und gerne getan haben. Heinz‘ Gesundheit hatte das nicht mehr zugelassen, auch wenn er die Geselligkeit wirklich sehr vermisst hat.
In den letzten 15 Jahren wurde unser Kontakt immer intensiver. Heinz war bis ins hohe Alter ein guter Beobachter und wurde so auch zum guten Ratgeber. Es gab so manche Konfliktsituation, in der ich dankbar dafür war, dass da einer war, der sich in dem Metier auskannte, der viele der Handelnden persönlich erlebt hatte, der uns voller Empathie begegnete und doch immer auch kritischer Betrachter war. Gerade die Gespräche in Krisensituationen waren mir immer viel wert. Und ich glaube, Heinz auch.
Immer wieder haben wir über die Entwicklung im Journalismus geredet, über die Bedeutung von Recherche und Hintergrundinformationen. Heinz jedenfalls hat das genau beobachtet. Auch wenn das bei seinem Lieblingsmedium nicht mehr so ging, wie er das wollte – weil die Augen nicht mehr mitmachten. Und so wurde der überzeugte Zeitungsmacher in seinen letzten Jahren zu einem sehr aufmerksamen, aber auch sehr kritischen Radiohörer – vielleicht lag es ja auch daran, dass wir so einen besonderen Draht zueinander hatten.
Ich werde ihn vermissen, den Heinz Kölling, und bin dankbar, dass wir ein Stück des Weges zusammen gehen durften.
Ulli Wagner, SJV-Vorsitzende