SJV trauert um Werner Zimmer
Er war uns Freund und Ratgeber
Foto: Andreas Schlichter
Werner Zimmer war über Jahrzehnte das Aushängeschild des Journalismus im Saarland. Er war neben Elke Herrmann und Otto Deppe einer der wenigen SR-ler, die regelmäßig im Ersten Deutschen Fernsehen auftraten und den Saarländern im Exil – wie mir, erst in Köln und dann in Berlin - ein Stück Heimat vermittelten. Und wie Axel Buchholz oder Hans-Harro Schmitt war Werner Zimmer neben Manfred Sexauer lange die Stimme des Saarlandes in der Republik und darüber hinaus.
Der Junge aus Schaffhausen, der mal Priester werden wollte und dann als Sportreporter Karriere machte und schließlich Programmdirektor und stellvertretender Intendant beim Saarländischen Rundfunk wurde, hat Land und Leute bis zuletzt geliebt. Er kam viel in der Welt rum, er hatte viele gute Angebote und blieb trotzdem - oder vielleicht auch gerade deswegen - seiner Heimat treu. WeZi, wie wir ihn auf dem Halberg früher nannten, war ein überzeugter Saarländer und ein begnadeter Saarland-Botschafter. Er konnte im Handumdrehen Türen öffnen und Herzen gewinnen, er hatte eine natürliche Ausstrahlung und Autorität, und er war für seine Charme-Offensiven genau so bekannt wie für seine manchmal auch knallharten Worte.
Als Sportreporter und Moderator hat er oft Neuland betreten, und wenn es brenzlig wurde, lief er zur Höchstform auf. Er konnte improvisieren und hatte ein sicheres Gespür dafür, wer für ihn organisieren musste und auf wen er sich blind verlassen konnte.
Nein, wir waren nicht immer einer Meinung, Werner Zimmer und ich. Und ich kann mich an eine Auseinandersetzung erinnern - er als Programdirektor, ich als Personalrätin -, bei der wir wirklich heftig aneinander geraten sind. Aber wir haben gemeinsam eine Lösung zum Wohle Dritter gefunden, und daraus ist eine wertvolle und respektvolle Zusammenarbeit gewachsen. Dass er als Chef ein Ohr für seine Leute hatte, das hatte ich vorher schon erfahren, in meiner schlimmsten Krise als noch recht junge Journalistin.
Beruflich war der Vollblut-Reporter immer ein Vorbild: kaum einer konnte mit wenigen Infos etwas so anschaulich schildern wie Werner Zimmer. Und kaum einer war wie er in der Lage, beim Reden zuzuhören und vorausschauend zu planen. Einmal Mäuschen spielen bei einer Sport-Sendung mit Werner Zimmer, das war für viele Jungspunde, nicht nur auf dem Halberg, ein Traum.
Das wurde nur noch durch eines übertroffen: mit Werner Zimmer auf Tour de France zu sein. Denn der Saarländer war Tour-verrückt, im besten Sinne des Wortes. Die große Frankreich-Schleife war für ihn vieles auf einmal: ein Sportereignis, ein Spektakel und eine Riesen-Herausforderung. Aber auch eine Riesen-Chance für seinen Heimatsender, bei der Tour-Federführung für die ARD zu zeigen, was auch ein kleiner Sender stemmen kann und zugleich neben dem Sport auch Liebens- und Wissenswertes über Frankreich ins deutsche Fernsehen zu transportieren. Auch da war er Botschafter und das ging so weit, dass es mit ihm als Tour-Teamchef einen Kooperationsvertrag mit der Telekom gab, die eine Mannschaft im Rennen hatte. Der Gegenwind war heftig, Werner Zimmers Reaktion auch: Niemand würde doch sein Hirn zuhause lassen und wer Nachrichten unterdrücke, gehöre nicht ins Team.
Mich hatte er lange mit dem Tour-Virus infiziert und der Einblick in die Logistik dieses Riesen-Spektakels hat, abseits von Doping-Skandalen und Sportlerpersönlichkeiten, nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Aber mehr noch als mit dem Sportsmann hatte ich mit dem politischen Journalisten, dem politisch interessierten und engagierten Werner Zimmer zu tun. Beruflich bei Wahlsondersendungen und ehrenamtlich im Presseclub. Wenn der Präsident an einer unserer Veranstaltungen teilnehmen konnte, dann konnten wir sicher sein, dass wir ein volles Haus haben würden und dass spätestens beim Nachgespräch am Presseclub-Tresen die eine oder andere wichtige Information fließen würde. Bis zuletzt hat er sich für diesen Ort der Begegnung, für diese konkrete Zusammenarbeit von Sportjournalisten, Landespressekonferenz und Journalistenverband eingesetzt – denn das ist der Presseclub, ganz saarländisch. Es lag ihm sehr am Herzen, dass wir das weiter gemeinsam aufrechterhalten und wenn es hart auf hart kommt, an einem Strang ziehen. Er war halt einer, der vorbaute und netzwerkte und der den kleinen, aber feinen Unterschied zum Strippenziehen verstanden hatte.
Wir Journalistinnen und Journalisten im Saarland verlieren einen geschätzten Kollegen und Weggefährten, einen väterlichen Freund, einen engagierten Nachwuchsförderer und wichtigen Ratgeber. Er fehlt uns, an allen Ecken und Enden. Aber er hat uns ja auch beigebracht, nicht zu jammern, sondern mit Lebensfreude Herausforderungen anzunehmen und über uns selbst hinaus zu wachsen. Wir probieren es, Werner, und wir verneigen uns in Dankbarkeit und mit Hochachtung!
Ulli Wagner