Ukrainische Journalistinnen und Journalisten auf Retreat im Saarland
Abstand gewinnen und Auftanken
Rund um den zweiten Jahrestag des Kriegsbeginns sind wieder Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine zu Gast hier bei uns im Saarland. Ausgewählt und eingeladen von der Akademie der Deutschen Welle zu einem Retreat - einer Mischung aus Erholung und Fortbildung.
Zum zweiten Mal findet ein solcher Retreat in der Saar-Schleifen-Jugendherberge statt und wie bei der Premiere vor einem Jahr geriet das Programm gleich zu Beginn durcheinander. Wegen des Streiks bei der Lufthansa musste umgebucht werden und so kamen die meisten erst mit einem Tag Verspätung und nach gut 24 Stunden Reise über Lwiw, Warschau, Amsterdam und Luxemburg in Dreisbach an. Sie hatten gerade ihr Gepäck auf den Zimmern und die ersten Seminarinfos vor sich, da bekamen sie schon Besuch von Kolleginnen und Kollegen aus dem Saarland.
Wir kamen schnell ins Gespräch, mit Händen und Füßen manchmal, oft auf Englisch oder mit dolmetschenden Kollegen. „Wie bist Du Journalistin geworden? Wie bestimmt das deinen Alltag“ waren etwa Fragen an uns, aber auch: „Wie stehst Du zu Waffenlieferungen, wie sieht das mit der Solidarität aus?“
Auch wir haben Löcher in den Bauch gefragt – teils aus ganz professionellem Interesse, weil wir ja auch für Print, Online, Fernsehen und Radio über diesen Retreat rund um den zweiten Jahrestag des Kriegsbeginns berichten wollten und das inzwischen auch getan haben.
Vereinzelt haben wir aber auch persönlicher gefragt, mit Fingerspitzengefühl – nach Alltag und Arbeit im Krieg, nach Wünschen und Ängsten und bekamen zum Teil sehr private Geschichten von Verlusten und Sehnsüchten.
Unser Ausflug zur Cloef, unser gemeinsamer Spaziergang von dort runter zur Saarschleife und weiter nach Dreisbach waren ideal zum Ankommen, zum Abschalten und zum Netzwerken.
Es gab viele Ahs und Ohs, unbekannte Moose und erste Frühblüher waren beliebte Fotomotive für die Gruppe aus der Ukraine – wir fanden aber auch tolle Motive.
Und auch wir waren aufgewühlt und bewegt auf dem Rückweg, beeindruckt von dem, was die Kolleginnen und Kollegen unter Kriegsbedingungen leisten und auf sich nehmen … seit zwei Jahren nun. Wir hatten aber auch noch lange ihr Lachen im Ohr, ihre Freude über diese Begegnung in freier Natur – Solidarität kann manchmal ganz einfach sein.
Hier gibt es auch einen kurzen Videogruß:
Fotos: Ulli Wagner